Wer viel unterwegs ist und seine Erlebnisse gern fotografisch festhält und teilt, für den stellt sich zwangsläufig die Frage: „Welche Kamera ist die Richtige für mich?“. Dieser Artikel ist ein Erfahrungsbericht, der bei der Beantwortung dieser doch sehr individuellen Frage helfen will.
*
Wer mich kennt, der weiß, dass ich qualitätsverliebt bin. Ich versuche stets das beste Equipment zu haben, was ich für mein Geld bekommen kann. So fotografiere ich derzeit zumeist mit meinen zwei Nikon D800 nebst einer vielfältigen Sammlung an Nikkor- und Sigma-Objektiven. Das Vollformat bietet eine hervorragende Bildqualität und meine Objektive mit Brennweiten von 14-300 Millimetern bieten mir die Flexibilität, die ich im Alltag brauche. Nachteil: Ich schleppe bei meiner täglichen Arbeit einen Koffer von rund 25 Kilogramm mit mir herum. Dazu kommt dann noch diverses Blitz-Equipment und Stative. Da ist schnell mal der Kofferraum voll.
Das man so eine Ausrüstung nicht mit auf Reisen nehmen kann, ist doch klar. Hier reduziere ich in der Regel auf einen D800 Body und eine kleine Auswahl an Objektiven. Was aber noch viel wichtiger ist, ich habe mir vor zwei Jahren eine kleine Sony Alpa 5000 zugelegt. Die ist inzwischen mein ständiger Begleiter. Warum, das will ich euch in den folgenden Abschnitten erläutern.
Seit einigen Jahren gehe ich regelmäßig gemeinsam mit meinem Vater auf Klettertouren in den Alpen. Egal ob alpine Rundwanderung, Klettersteig oder Sportkletterrouten, was sich uns bietet und was wir bewältigen können, das nehmen wir mit. Auf den Rundwanderungen, da kann man durchaus eine Nikon mit sich tragen. Da es nur wenig alpiner Ausrüstung bedarf, ist Platz im Rucksack. Der ist natürlich trotz beschränkter Objektivauswahl um gut 5-7 Kilo schwerer als der meines Vaters. Das macht sich bemerkbar. Wenn es dann aber in die Vertikale geht, dann ist die Nikon einfach nicht mehr das Richtige. Jetzt steht tolle Qualität kontra Gewicht, Größe und Preis. Der ein oder andere wird jetzt fragen: „Wieso Preis?“ Ganz einfach – in exponierter Lage lässt es sich schwierig arbeiten, da steht man nicht stabil, kann nicht so gut zufassen oder rutscht schnell mal ab. Knallt dir dann das D800- Gehäuse trotz Fangschnur gegen den Fels, geht das meist nicht gut aus. Das Mindeste ist eine teure Reparatur, wenn nicht gar ein Totalverlust, der dann ein Minus von über 2500 Euro in der eigenen Tasche bedeuten kann. Naja und Platz im Rucksack ist ohnehin Mangelware. Beim Klettersteiggehen trägt man neben ein paar wichtigen Dingen, wie Hardshell-Regenjacke, Verbandszeug, Proviant und Trinkvorrat von 2 Litern auch noch einen Klettergurt, Kletterhelm, und Klettersteigset mit sich herum. Auf Sportkletterrouten kommen dann auch noch diverse Bandschlingen, Expressschlingen, Klemmkeile, Kletterseil und Klemmgeräte zur Sicherung hinzu. Definitiv kein Platz für eine große Kamera.Definitiv kein Platz für eine große Kamera…

Also musste eine Alternative her. Sie sollte leicht, klein und gut zu transportieren sein. Dazu nicht viel Geld kosten und natürlich auch noch eine ansprechende Qualität bieten. Damit man flexibel bleibt, sollte auch ein Objektivwechsel möglich sein. Klingt nach der „eierlegenden Wollmilchsau“. Ich hab mich also mal umgesehen und bin in dem ganzen Gewirr an Consumer- und Bridgekameras bei den spiegellosen APS-C Kameras hängengeblieben. Mein Budget lag bei etwa 400 Euro und mit rund 330 Euro Kaufpreis lag die Alpa5000 da ganz gut. Also hab ich sie mir nebst zusätzlichem Ersatzakku bestellt. Es folgten ein paar ausführliche Tests und ich muss sagen – ich war glücklich. Die Kamera ist klein und handlich, kann aber unglaublich viel. Sie ermöglicht das Fotografieren mit allen Einstellungen wie bei den Großen, bietet HD-Video, wenn’s mal bewegt sein soll und die Qualität des 20 Megapixel Sensors ist ebenfalls recht ordentlich. Naja und wenn mal 300 Euro den Abhang runtermachen, dann ist das zwar schmerzhaft, aber kein so herber Verlust.Also musste eine Alternative her…
So hat mich diese Kamera jetzt schon auf einigen Touren begleiten dürfen. Damit ich sie immer griffbereit habe, legte ich mir noch einen Kameraclip von Peak-Design zu (zu sehen auf dem Bild unten rechts), den ich am Rucksackträger befestigen kann. Nachteil hierbei ist, dass die Kamera etwas absteht und dass man aufpassen muss, nicht anzuschlagen. Das ist mir schon einige Male passiert, hat der Kamera aber bis auf ein paar Kratzer nicht geschadet. Trotz der leichten Bauweise erweist sich diese als recht robust.
Aber was ist nun mit den Bildern? Die sind wirklich toll. Natürlich können sie nicht immer mit denen meiner D800 mithalten. Das brauchen sie aber auch nicht. Wenn ich klettere, dann will ich meine Eindrücke und Erlebnisse festhalten. Das tue ich für mich und nicht für einen Werbekunden, der die Bilder dann auf ein A1 Poster drucken will. Also reichen die 20 Megapixel völlig. Bei wenig Licht muss man definitiv Kompromisse eingehen, besonders, was das Rauschen angeht. Aber aus den Rohdaten kann man dennoch sehr gute Ergebnisse herausholen. Das einzige, was mich etwas stört, ist das Kit-Objektiv, dass zur Kamera geliefert wird. Das hat besonders im Weitwinkelbereich einige Schwächen in den Randbereichen. Eine genauso kleine und leichte Alternative habe ich aber bisher noch nicht finden können. Also entweder darüber hinwegsehen oder einfach etwas beschneiden.
Auf meiner letzten Tour war mir das Bildfeld des 16-50mm Objektives dann doch etwas zu wenig. Also hab ich am Seil aus der Hand ein paar Panoramen im Hoch- und auch im Querformat fotografiert. Was soll ich sagen – Lightroom hat es geschafft fast alle sauber zu stitchen. Gepriesen sei die moderne Fotosoftware. Das erweitert den Funktionsumfang der Kamera unwahrscheinlich und ich hatte dadurch die Möglichkeit die Bergpanoramen einmalig schön einzufangen. Natürlich erhält man dadurch wesentlich größere Bilddaten und mir bleibt nur zu sagen: Ganz schön smart die Kleine.
Was lässt sich nun als Fazit ziehen: Bei der Wahl der richtigen Kamera für ein bestimmtes fotografisches Projekt spielen viele Faktoren eine Rolle, die man genau abwägen muss. Wie immer gibt es die „eierlegende Wollmilchsau“ nicht. Man muss sich trauen Kompromisse einzugehen und die Technik, die man hat, optimal zu nutzen. Dann bekommt man mit Sicherheit sehr gute und vorzeigbare Ergebnisse.
Sorry, the comment form is closed at this time.