Ich bin ja eigentlich kein Fan des Schreibens von Rezensionen, aber hin und wieder gibt es Erfahrungen, die man gern mit anderen teilen möchte. So auch in diesem Fall. Wer etwas über den Jinbei und dessen großen Bruder und die Arbeit mit diesen Geräten erfahren möchte, der sollte einfach weiterlesen.
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Ich möchte behaupten, wer professionell fotografieren will und das unter Alltagsbedingungen, der ist zwangsläufig auf einen Porty angewiesen. Warum? Das will ich auf den folgenden Zeilen einmal erläutern:
Als Berufsfotograf bekommst du mal eben einen Anruf und wirst gebeten, ein Porträt, ein Gruppenbild oder Ähnliches zu fotografieren. Das muss natürlich immer schnell gehen, denn das Bild wird, wenn möglich, bereits „gestern“, also sofort benötigt. Da man den Kunden nicht verprellen will und Geld verdienen muss, nimmt man den Auftrag natürlich an. Aber in solchen Situationen bleibt keine Zeit für eine umfangreiche Shootingplanung. Man muss mit dem arbeiten, was man vor Ort vorfindet – und das sind selten die besten Bedingungen. Aber auch bei einem langfristig geplanten Shoot können einem schon mal das Wetter oder andere Umstände einen Strich durch die Rechnung machen. Da kann froh sein, wer on location auf ein oder zwei zusätzliche „Sonnen“ zugreifen kann.
Der größte Vorteil hierbei – immer Licht nach Maß. Wer viel mit einem Porty oder auch mit Kompaktblitzen arbeitet, der lernt ihre Eigenheiten kennen und braucht teilweise nicht einmal mehr einen Belichtungsmesser auszupacken. Location checken, aufbauen und los geht es. Egal, ob vollständige Ausleuchtung, Nutzung als Aufheller oder zur Erzeugung eines stimmungsvollen Gegenlichtes, alles ist möglich. Der Spielraum des FL-II von fünf Blenden ist dabei mehr als ausreichend. Lediglich in einigen wenigen Situationen wäre etwas mehr Leistungsreserve schön, zum Beispiel beim direkten Arbeiten gegen die Sonne. Aber zur Not hole ich in solchen Fällen den großen Bruder DC II 1200 aus der Tasche. Wenn es im Umfeld dunkler wird und das Umgebungslicht mit eingefangen werden soll, dann hilft es nur die ISO raufzudrehen und mit wenig Leistung zu blitzen, manchmal nutze ich daher auch nur einfache Kompaktblitze statt des FL-II. Die kann man wesentlich unter dessen Leistungsuntergrenze von 25Ws bringen.Der größte Vorteil bei Portys – immer Licht nach Maß…
Eine tolle Sache bei einem Porty ist, dass man nur noch wenige Probleme mit dem Weißabgleich hat. Der Jinbei liefert immer konstant um die 5000K. Einige Tests haben diesbezüglich erbracht, dass die Streuung hierbei bei plus minus 200K liegt, was aber in Zeiten von RAW Dateien und Lightroom durchaus zu verschmerzen ist. Ein Elinchrom oder PRO-Photo Porty kann das mit Sicherheit besser, aber der kostet auch mindestens das Dreifache. Besonders positiv bemerkbar macht das konstante Licht bei Porträts. Den Hintergrund lasse ich in diesem Fall meist durch das Umgebungslicht beleuchten und die Aufhellung der Person wird durch den Porty gewährleistet. Dem verpasse ich oft als Lichtformer eine 90cm Octabox. Stimmt man vorhandenes Licht und Porty gut aufeinander ab, erhält man tolle Aufnahmen mit angenehmen Hauttönen, die kaum einer Nachbearbeitung bedürfen.
Wer kennt das nicht – man fotografiert eine Person in einem Raum, der mit Neonröhren beleuchtet ist oder vielleicht gar unter einem sommergrünen Baum im Freien und dann am Rechner erhält man diese „wunderschönen“ grünen Hauttöne. Da heißt es in Lightroom oder Photoshop zaubern was das Zeug hält, denn wirklich schön werden die Hauttöne durch ein Verschieben der Weißabgleichsregler nicht wirklich. Oft hilft nur noch aufwendiges Colorgrading. Schlechtes Licht sieht man einem Bild einfach an. Mit dem FL-II kann man sogar in der ungeliebten Mittagssonne ansprechende Ergebnisse erzielen. Model in den Schatten und mit Porty und Softbox beleuchten und für die Beleuchtung des Hintergrundes sorgt die Sonne – gerade unter Bäumen ein Garant für tolle Aufnahmen.
Auf Hochzeiten nutze ich den FL-II 500 hauptsächlich für die schicken Brautporträts. Bei der Dokumentation der Trauung geht das natürlich nicht, hier will man möglichst wenig auffallen und stören, da wird nicht geblitzt. Aber draußen lässt sich das volle Potential nutzen. Schon so mancher Kollege hat mich belächelt, wenn ich mit meinem Brautpaar über die bei uns für die Hochzeitsfotografie viel genutzten Locations gezogen bin. Sicherlich ein lustiges Bild, wenn ich mit auf zwei Meter ausgezogenem Leuchtenstativ und daran montiertem Porty und 90cm Softbox umherlaufe. Aber das Stativ steht von allein – einen Assistenten zum Halten eines großen Reflektors brauche ich nicht (außer es ist sehr stürmisch). Mein Licht passt immer und ich kann in Ecken fotografieren, die andere wegen unzureichendem oder uninteressantem Licht scheuen. Zudem kann man sich stiltechnisch wunderbar von der lichtarmen Konkurrenz abheben. Was will man mehr.Selbst auf Hochzeiten habe ich meinen FL-II 500 immer dabei…
Nun ja und über die Lichtqualität einer Softbox brauche ich nicht viel zu erzählen. Ich liebe die sanft verlaufenden Schatten, die man damit erzeugen kann und die den Porträtierten wunderbar vor einem hellen Hintergrund freistellen können. Das Licht ist sehr vorteilhaft für das Porträtieren und wenn es härter sein soll, dann kommt ein Beautydish mit Wabe zum Einsatz oder ich blitze gleich mit ganz „nackter“ Röhre. Übrigens eine tolle Option für Sportaufnahmen, denn die verbaute Blitzröhre schafft einen sonnenlichtähnlichen Charakter, wenn man sie so nutzt.
Womit wir bei den Verschlusszeiten landen. Im Sport oder bei Aufnahmen in Bewegung reicht die Synchronzeit von 1/250s oftmals für eine scharfe Abbildung nicht aus. Auch die Abbrennzeit des FL-II von 1/1200s ist da sehr matt und kann nur bedingt weiterhelfen, insbesondere dann nicht, wenn man nur ein wenig aufhellt. Da ist es praktisch, dass der FL-II SuperSync-fähig ist. Das heißt, dass es möglich ist, bis zu 1/8000s zu blitzen. Man braucht dazu lediglich einen ordentlichen kompatiblen Funkauslöser, wie den YN-622 von Yongnuo oder die Auslöser von Pixelking (es gibt aber noch mehr Hersteller, die SuperSync unterstützen). Kritiker behaupten, dass es aufgrund der Funktionsweise zu ungleichmäßiger Ausleuchtung und Fleckenbildung im Bild kommt. Dass kann ich so nur teilweise bestätigen. Ich nutze den FL-II bis zu 1/4000s und hatte hierbei bisher noch keine Probleme. Darüber hinaus lässt die Leistung merklich nach und die Belichtung des Sensors nimmt zum oberen Bildrand hin ab (die 2/3 Blenden kann man aber super mit einem Verlaufsfilter in Lightroom ausgleichen). Aber immerhin ist 1/4000s schon wesentlich schneller als 1/250s und die meisten Bewegungen lassen sich so gut einfangen.Da ist es praktisch, dass der FL-II 500 SuperSync-fähig ist…
SuperSync ist natürlich auch „die Option“ für Freunde der Offenblende. So kann ich auch bei sehr hellem Tageslicht mit Blitz aufhellen, ohne die Blende schließen oder einen Graufilter verwenden zu müssen und der Hintergrund bleibt sahnig weich….
Noch etwas zur Bedienung – die ist beim FLII 500 einfach und intuitiv. Hauptschalter einschalten, Blitzleistung mit den beiden dafür vorgesehenen Tasten wählen, fertig. Der große Bruder DCII 1200 tut sich da nicht so leicht. Er ist mit einem Einstellrad ausgerüstet und nutzt ein Push & Dial System. Das heißt, ich wähle mit dem Rad die Option die ich ändern will, dann drücke ich das Einstellrad. Jetzt kann ich z.B. die Blitzleistung verstellen. Um zu bestätigen muss ich das Einstellrad wieder drücken. Das ist etwas umständlicher und man muss schon genau auf das Display schauen, dass man nicht aus Versehen eine andere Option verstellt. Ich finde das nicht ganz so gut gelungen, daher fotografiere ich wohl auch lieber mit dem kleineren FLII 500. Sonst nehmen sich die beiden außer in der Leistung nichts. Der DCII 1200 hat natürlich einen weitaus größeren Regelbereich. Von 25-1200Ws kann man hier indirekt über die Wahl der Blitzbuchse regeln, wo man beim FLII lediglich zwischen 25-400 Ws liegt. Die zwei Blitzbuchsen des DCII 1200 lassen natürlich auch den Anschluss von zwei Blitzköpfen zu. Praktisch, so kann ich den 400Ws Kopf meines FLII 500 zusätzlich als Hintergrund- oder Rimlight nutzen.
Wie ihr seht, es gibt unglaublich viele Einsatzmöglichkeiten für den FL-II und dessen großen Bruder. Ich jedenfalls bin mit Beiden sehr zufrieden. Auch die Akkuleistung passt. Bei einem Drittel der Leistung (der Bereich in dem ich zumeist arbeite) habe ich in einem Test mit dem FLII 500 über 800 Auslösungen mit einer Akkuladung gezählt. Bei voller Leistung sind es um die 200. Da hält er auch mit den Großen der Branche mit. Und preislich gibt es insbesondere für den engagierten Amateur keine Alternative. Einen Tipp möchte ich aber noch mitgeben. Wenn ihr euch für den FL-II entscheidet, gebt ein paar Euro mehr für die Pro-Variante des Blitzkopfes aus, die ist nämlich wesentlich stabiler und lässt sich besser verstellen. Wenn euch der Beitrag gefallen hat, dann lasst unter der Galerie doch ein paar Sterne hier oder teilt ihn auf Facebook. Ihr habt etwas beizutragen? Dann schreibt es in die Kommentare….
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