Seit ich mit meinem Business gestartet habe, wächst mein Kundenkreis stetig. 2016 kam auch EXAKT Autoglas hinzu, eine Firma für die ich seither schon mehrfach gearbeitet habe. Das Interessante daran ist, dass deren Aufträge oft knifflig und nicht die Einfachsten sind. So stand ich in diesem Jahr vor der Aufgabe, die Wirkung einer Scheibenversiegelung bildlich darzustellen. Knobeln war da vorprogrammiert.
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Der erste Auftrag war nicht ungewöhnlich. Eine Titelseite für unser Regionalmagazin MARCUS sollte es werden. Neben dem Aufmacher auf dem Titel auch ein paar Aufnahmen für den Beitrag im Innenteil. Der Wunsch vieler Geschäftsführer ist es, sich mit ihren Mitarbeitern ablichten zu lassen. So eine Gruppenaufnahme ist nichts Besonderes, wenn man aber immer nach Schema „F“ vorgeht, wird so etwas schnell langweilig.
Alles in Allem eine runde Sache….
Also besprach ich mich mit dem Geschäftsführer zum Fototermin noch einmal kurz. Wir schauten uns die Firmenräumlichkeiten noch einmal an, ob dort etwas Interessantes zu finden sei. Viel gab es da leider nicht. Die Räumlichkeiten präsentierten sich ordentlich aufgeräumt und übersichtlich. Die Fahrzeuge der Firma fielen mir mit ihrem kräftigen Gelb und roter Aufschrift gleich ins Auge. Ich entschied mich, eines der Fahrzeuge als Hintergrund mit in das Bild zu nehmen. Der Geschäftsführer fragte mich, ob es vielleicht Sinn machen würde, eine große Windschutzscheibe zu nutzen, gerade hätten sie eine Scheibe für einen LKW ausgepackt. Beim näheren Hinsehen bemerkte ich die schöne Spiegelung auf der sauberen Scheibe und entschied spontan, die Scheibe und die Spiegelung auch noch mit ins Bild einzubauen. Der Rest ging dann ganz schnell. Drei Blitzgeräte im Raum platziert, die Herren positioniert und ausgerichtet und die Aufnahmen waren im Kasten. Neben diesen Aufnahmen erstellte ich noch ein paar Detailaufnahmen von Steinschlägen, Reparaturkleber auf einer Scheibe und natürlich auch ein Geschäftsführerportrait. Alles in Allem eine runde Sache.
Etwa ein Jahr später klingelte mein Telefon und der Geschäftsführer Herr Lenkheit war am Apparat. Er hätte einen neuen Auftrag, eine Einrichtung zum Justieren von Fahrzeugkameras müsse fotografiert werden. Klar, wenn eine Fahrzeugscheibe gewechselt wird, werden die Innenspiegel und die entsprechende Konsole abgebaut und danach wieder angebracht. Darin befinden sich heutzutage aber oftmals Kameras für die verschiedensten Assistenzsysteme im Fahrzeug. Und diese müssen natürlich passend zur Spur des Fahrzeuges justiert werden.
Ich ließ mir das System erklären und entschied mich für eine Detailaufnahme des Teils der Einrichtung, der am Fahrzeug angebracht wird. Im Hintergrund sollte der andere Teil zu sehen sein, ein fahrbares Board mit verschiedenen Justierhilfen. Gesagt, getan – allerdings wirkten die Bilder recht langweilig. Also musste der Geschäftsführer in firmentypisch gelber Oberbekleidung ran und Model spielen. Ich bat ihn, das zu tun, was bei einer tatsächlichen Justierung auch erforderlich ist. Das brachte Leben und Farbe ins Bild und förderte die Authentizität der Aufnahmen – Auftrag erfüllt.
Im Herbst 2017 bekam ich einen weiteren Anruf und mir wurde die Frage gestellt, ob ich es mir zutraue, die Wirkung einer Scheibenversiegelung zu fotografieren. Ich bin natürlich für jede Schandtat zu haben und sagte zu. Zum besagten Produkt gab es bereits einige Fotos im Netz, leider waren diese alle nicht sehr zufriedenstellend. Entweder zeigten sie nicht richtig, was das Produkt zu leisten vermag, oder man erkannte, das da tüchtig mit Photoshop gearbeitet wurde. Das Ganze war also definitiv eine reizvolle und wie sich herausstellen sollte nicht ganz einfach zu lösende Aufgabe. Um die Authentizität zu wahren, wollten wir das Produkt in Aktion fotografieren.
Je besser die Sichtbedingungen, desto schlechter die fotografischen Bedingungen…
Wir brauchten also eine Fahrzeugscheibe, auf der es eine behandelte Seite und eine unbehandelte Seite gab. Um möglichst flexibel arbeiten zu können – also immer dann, wenn es regnet – stellte ich mein eigenes Fahrzeug zur Verfügung. Damit man den Unterschied möglichst gut erkennt, klebten wir die Scheibe mittig mit Tape ab und bearbeiteten die Fahrerseite mit der Versiegelung. So ergab sich eine schöne klare Trennlinie. Die erste Regenfahrt entpuppte sich als Aha-Erlebnis. Die Versiegelung hielt was sie versprach und ab 60 Km/h perlten die Tropfen, das es eine Freude war, dabei zuzusehen. Auf der Beifahrerseite das alte triste verschwommene Bild. Jetzt galt es die optimalen Belichtungsbedingungen herauszufinden. Tagsüber sah man die Regentropfen nicht so gut. Aber je dunkler, desto besser hoben sich diese im Scheinwerferlicht entgegenkommender Fahrzeuge oder dem Rotlicht einer Ampel vom Hintergrund ab. Ich installierte meine Kamera mit Weitwinkel auf dem Hintersitz und fotografierte zwischen Fahrer- und Beifahrersitz hindurch. Jemand, der sich mit Fotografie auskennt, erkennt sehr schnell das Problem. Je besser die Sichtbedingungen, desto schlechter die fotografischen Bedingungen, denn ohne Licht kein Foto. Also hieß es den besten Kompromiss finden. Den vermutete ich in der Dämmerung. Die Ergebnisse waren gut, allerdings hatte ich mir doch mehr erwartet. Also hieß es auf den nächsten Regenschauer warten und zu späterer Stunde losziehen. Die Ergebnisse waren besser, allerdings nicht so knackscharf wie die Vorherigen. Ich zog noch ein drittes Mal los und versuchte mein Glück. Dieses Mal war die Wirkung sehr gut sichtbar. Fotografisch war das ganze akzeptabel, soll heißen, ein Großplakat würde ich damit nicht machen wollen, aber für Web und kleinformatigen Druck hervorragend geeignet. Zwar nicht perfekt, aber Aufgabe gemeistert.
Aber es sind nicht nur die fotografischen Probleme, die man bei einem solchen Projekt zu meistern hat. Da sich dieses über eineinhalb Monate hinzog, hatte ich in dieser Zeit auch eine geteilte Scheibe an meinem Fahrzeug. Ich selbst konnte gut sehen, aber der Beifahrer versank stets in den Schlieren einer nassen Windschutzscheibe. Der Scheibenwischer hätte Abhilfe schaffen können, aber da meine Seite immer recht trocken war, quietschte dieser immer laut jammernd bei Betätigung auf – auch nicht schön. So wurde eine längere Fahrt nach München bei Regen und Schneeregen für meinen Beifahrer zur Tortur. Ich hingegen hatte hervorragende Sicht. Nach Abschluss des Auftrages bekam ich natürlich noch eine neue Komplettversiegelung meiner Scheibe, so dass ich dieses Problem nicht mehr habe. Das Produkt hat mich definitiv überzeugt – bleibt noch die Frage, wie lange es tatsächlich anhält. In den sechs Wochen jedenfalls hat sich trotz Dreck, Streusalz und Scheibenwischer nichts an der Wirkung der Versiegelung geändert. Es bleibt also spannend…
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