Warum schreibe ich heute über Kindergartenfotografie? Ganz einfach, aus gegebenem Anlass und weil ich immer wieder die gleichen Frage- und Antwortreigen in verschiedensten Internetforen lese…
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Worum es mir dabei geht? Ich will einfach einmal klarstellen, was man von einem guten Kindergartenfotografen erwarten kann. So schlage ich zudem zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich habe wieder mal einen Beitrag für meinen Blog und kann all die fragenden Muttis in Zukunft einfach auf diesen Artikel verweisen, ohne mir am Telefon oder meiner Studiotür den Mund fusselig zu reden.
Ich bin zur Kindergartenfotografie gekommen, weil ich einmal für die Kindergartengruppe meines Sohnes fotografiert habe. „Mensch, du hast doch eine tolle Kamera und machst schöne Fotos, kannst du nicht mal die ganze Gruppe ablichten. Aber wenn’s geht etwas lebendiger oder vielleicht sogar draußen, nicht immer diese verstaubten Studiofotos!“ höre ich heute noch eine Mutti sagen. Ein Jahr später fragte mich dann die Leiterin der Einrichtung, ob ich so tolle Fotos auch für alle Kindergartengruppen machen könnte. Das Pilotprojekt funktionierte gut und so frische ich meinen Fotografenalltag heute hin und wieder mit einer Woche Kindergartenfotografie in den KITAs unserer Gegend auf. Bekanntermaßen fotografiere ich ja mehr im Bereich Gewerbe und Industrie.
Mehr möchte ich mir in dieser Hinsicht auch nicht zumuten, denn der Alltag eines Kindergarten- und Schulfotografen ist alles andere als stressfrei und man kann sein Geld im Fotobusiness definitiv einfacher verdienen. Wenig Zeit, eine Menge Kinder zu portraitieren und nicht längst alle Kinder sind kooperativ. Dazu rennen die anderen Kinder herum und lärmen, was das Zeug hält. Naja, manchmal geht es auch anders, die ein oder andere Erzieherin hat ihre Kids schon ziemlich gut im Griff, da ist das Arbeiten dann sehr angenehm – aber das ist leider die Ausnahme. Kinder sind eben Kinder und haben ihren ganz eigenen Kopf.
Am Wichtigsten war es mir aber, auch einmal zu zeigen, dass man frische, lebensnahe und authentische Bilder von den lieben Kleinen machen kann…
Aber warum mache ich das dann immer wieder? Einerseits bricht man als Fotograf, wie schon gesagt, einmal aus seinem Alltag aus und macht etwas anderes. Andererseits sind die vielen Portraits von den kleinen Persönlichkeiten eine gute Möglichkeit, um in der Übung zu bleiben und das eigene fotografische Sehen zu schulen. Am Wichtigsten war es mir aber, auch einmal zu zeigen, dass man frische, lebensnahe und authentische Bilder von den lieben Kleinen machen kann, fernab von den in unserer Gegend üblichen Studioaufnahmen. Das soll nicht heißen, dass Studioaufnahmen schlecht sind, ganz im Gegenteil. Viele mir bekannte Fotografen und Fotografinnen sind da sehr kreativ, stecken viel Herzblut in die Sache und zaubern tolle Fotos. Allerdings kennt die Einfallslosigkeit Anderer keine Grenzen. Einfarbiger Hintergrund, je nach Jahreszeit ein Stuhl, ein Roller oder Schlitten, ein Studioblitz mit Schirm von vorn und fertig ist das KITA-Set, an dem die Kleinen wie am Bahnschalter durchgewunken werden. So schafft man schnell mal 150 Kids an einem Tag. Aber was leidet ist die Qualität. Bedenkt man, dass man gerade mal den Vormittag zum Fotografieren hat, bleiben für jedes Kind nur ein paar Sekunden, um es abzubilden. Später bekommt man eine Mappe mit einem zweifelhaften Foto des Kindes in drei Varianten (meist bunt, color-key oder sepia) und ein Gruppenfoto für 20-25 Euro. Wenn es gut geht, ist dann noch ein Kalender mit dem gleichen Bild oder ein Schlüsselanhänger dabei. Schönen Dank auch – eine ordentliche Dienstleistung sieht anders aus, auch wenn es billig ist.
Ich habe mir gesagt: „Das kannst du besser!“. Was also tatsächlich besser machen?
Das Durchgeknipse der Kinder hat mir noch nie gefallen. Jedes Kind ist eine kleine individuelle Persönlichkeit und die sollte man versuchen in einem Portrait einzufangen. Das ist schließlich auch der Sinn eines guten Portraits. Dazu braucht man aber Zeit. Deshalb fotografiere ich lediglich zwei bis drei Gruppen an einem Vormittag. So habe ich für jedes Kind etwa 5 Minuten Zeit. Länger haben die Kids ohnehin kaum Interesse am fotografiert werden. Die Herausforderung ist es in dieser kurzen Zeit tatsächlich ein ansprechendes und dem Charakter des Kindes entsprechendes Foto zu erstellen. Ein Bild allein trifft es oftmals aber nicht. Also sollte schon eine kleine Auswahl entstehen, denn die Geschmäcker der Eltern sind zudem verschieden.
Dass man hier nicht leisten kann, was ein guter Portraitfotograf bei einem individuellen Shooting an ausgesuchter Location mit Mama und Papa gemeinsam schafft, das sollte wohl jedem klar sein. Die Auswahl wird sich daher wohl immer auf ein bis zwei Motive in verschiedenen Variationen (bei mir 5-8 Bilder) beschränken müssen. Um es nicht zu eintönig zu gestalten, fotografiere ich von den Kleinen immer ein paar Kopfportraits, engere Ausschnitte und ein paar Bilder, auf denen sie ganz zu sehen sind. So ist Oma, die das Anschneiden eines Kopfes im Bild so gar nicht mir ihrer Vorstellung von einem tollen Portrait ihres Enkels vereinbaren kann, auch zufrieden, denn der Bursche sitzt ja wunderbar in voller Lebensgröße auf seinem Lieblingsdreirad. Muttis, die es gern moderner mögen, bevorzugen hingegen Bilder, auf denen der Fokus auch mal nur auf dem Gesicht und den immer wieder faszinierenden Kinderaugen liegt. So ist dann tatsächlich auch für jeden was dabei. Eine Auswahl von 15 unterschiedlichsten Motiven wird man begründeter Weise aber nicht erwarten können. Das kann ein Kindergartenfotograf nicht leisten – hier muss man tiefer in die Tasche greifen und wie gesagt ein individuelles Shooting buchen.
Was kann ich als Elternteil heute noch von einem guten Kindergartenfotografen erwarten?…
Ganz einfach – ordentlich bearbeitete und aufbereitete Bilder. Damit meine ich keine Beautyretusche, sondern sauber ausgearbeitete, farblich stimmige und scharfe Aufnahmen. Gern werden heute Farblooks oder Vignetten verwendet, welche der Bildaussage und Stimmung zuträglich sind. Auch kann man ein ordentlich komponiertes Foto erwarten. Ein geübtes Fotografenauge hat damit kein Problem. Und wenn es beim Fotografieren actionreich einhergeht, dann muss man eben doch mal in der Nachbearbeitung einen stimmigen Ausschnitt wählen. Auch wenn das ein paar Klicks und ein paar Sekunden Bearbeitungszeit mehr bedeutet. Ich fasse jedes meiner Bilder noch einmal an, bevor es im Shop online gestellt wird. Das muss ich schon deshalb tun, weil ich im Rohdatenformat arbeite, was eine wesentlich umfangreichere Bearbeitung erfordert. Von einigen zweifelhaften „Kollegen“ habe ich aber schon anderes gesehen. Da wird im JPG-Format fotografiert und die Bilder wandern direkt aus der Kamera ins Netz oder zum Fachlabor. Das man da nicht unbedingt ansprechende Qualität bekommt, ist sicher klar. Ich sitze nach jedem Shootingtag noch einmal drei bis vier Stunden am Rechner. Aber ich glaube der Aufwand lohnt und schlägt sich auch in den Verkaufszahlen und der Zufriedenheit meiner Kunden nieder.
Was man nicht unbedingt erwarten kann, ist, dass der Fotograf auf die kleinen, feinen Details achtet. Das lässt die Zeit oftmals gar nicht zu und wenn man einmal richtig am arbeiten ist, übersieht man so etwas schnell. Betriebsblind nenne ich das dann immer. Was ich damit meine, ist nicht das Unterhemd, das aus der Hose schaut – das ist schnell gerichtet. Vielmehr sind es Dinge, wie Haarklammern, Zöpfe, Frisuren, Bekleidung, die Mutti extra vor dem Termin nach ihren Vorstellungen gerichtet hat. Ein Kind ist ein Kind und beim Spielen vor dem Fototermin kommt es vor, dass da schon mal die Hose dreckig oder die Frisur durcheinander ist. Der Fotograf bekommt das Kind für wenige Minuten vor die Linse. Offensichtliches kann man da kurzerhand richten, aber für die Details fehlt die Zeit und oftmals kennt man die Kinder ja auch nicht und weiß nicht, wo welche Haarklammer getragen werden oder wie das Kleidchen richtig sitzen muss. Hier sind die Eltern gefragt, die sich mit den Erziehern kurzschließen sollten, wollen sie solche Unschönheiten vermeiden. Ist die Erzieherin informiert, schaut sie beim entsprechenden Kind noch einmal kurz, bevor es vor die Linse kommt. Oder wenn Mutti weiß, dass sie einen Dreckspatz hat, kann sie auch darauf hinweisen, dass das Kind möglichst zuerst fotografiert werden soll. Aber oft wird die Schuld wenn‘s schief geht einfach auf den Fotografen abgewälzt – wir sind aber auch keine Übermenschen, denen alles auffällt und die immer genau wissen, wie Mutti ihre „Püppi“ gern sehen will. Will man das vermeiden, hilft auch wieder nur ein individuelles Shooting, bei dem man als Elternteil Einfluss auf jeden Faktor hat.
Beim Thema Verkauf kann man, denke ich, heutzutage Flexibilität erwarten. Fertige Mappen sind nicht nur öde und altbacken, sondern auch ein Umweltfrevel. Meinen Statistiken zufolge kaufen etwa 75-80 Prozent der Eltern die Bilder ihrer Kleinen. Was ist aber mit den anderen zwanzig Prozent? Deren Mappen werden ja auch erstellt und zum Verkauf angeboten. Diese wandern, sollten sie nicht gekauft werden, alle in den Müll. Ich denke, das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Wenn ich schon dem Kunden eine Bildauswahl anbiete, dann sollte er auch die Freiheit haben, sich für ein bestimmtes Motiv, eine bestimmte Bildgröße oder Papiersorte zu entscheiden. Dabei ist es egal, ob das online oder alt hergebracht per Bestellzettel geschieht. Das muss man als Fotograf selbst entscheiden. Bestellzettel sind günstig und festigen den Kontakt zum Kunden. Flexibler sind Online-Shop-Systeme, bei denen bequem vom heimischen Sessel aus bestellt werden kann. Aber die sind nicht billig und können schnell mal bis zu zwanzig Prozent vom Umsatz kosten und das scheut der ein oder andere Fotograf.
Ich selbst finde diese Systeme toll. Sie sind individuell und ermöglichen es mir, meinen Kunden neben normalen Abzügen auch Sticker, verschiedenste Fotogeschenke und Downloads anzubieten. Downloads sind im Übrigen absolut up to date. Sie kosten zwar etwas mehr als ein Papierbild, aber sie haben einen unbestreitbaren Mehrwert. Ich kann mir Unmengen günstiger Abzüge in verschiedensten Größen und Fotogeschenke bestellen, das Bild digital archivieren oder es für ein Fotobuch verwenden. Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind und die viele Kunden bereits erkannt haben und daher den Mehrpreis für einen Dateidownload gern bezahlen.
Nun, zusammenfassend kann man sagen, dass man von einem guten Kindergartenfotografen für kleines Geld eine doch sehr umfangreiche Dienstleistung erhält. Die kann nicht mit einem individuellen Portraitshoot mithalten, aber das muss sie ja auch nicht. Die Eltern bekommen auf diese Weise jedes Jahr eine kleine Auswahl an Kinderportraits, die die Entwicklung ihres Kindes dokumentieren und eine schöne Erinnerung oder ein tolles Geschenk sein können. Nicht mehr und nicht weniger. Wer perfekt durchgestylte und bearbeitete Bilder erwartet, der muss schon zum Portraitfotografen seines Vertrauens gehen und etwas mehr Zeit und Geld investieren.
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